28. August 2007

Tagebucheintrag eines Wanderfreaks

"Ich lasse mal wieder von mir hören! Es ist sehr cool hier! Ich denke, ich werde viele Eindrücke mitbringen. Ich treffe nette Leute, habe gute Gespräche und tolles Wetter. Außerdem habe ich massig Zeit, um mich ausführlich mit Gott über das Leben zu unterhalten. Ich glaube, wir haben da noch sehr unterschiedliche Ansichten, aber das wird sich auch noch legen. Schließlich ist er derjenige, den ich regieren lassen möchte! Aber okay, ich möchte nun von einem Erlebnis berichten...
Gestern, am frühen Abend, bin ich (nach Anweisung eines erfahrenen Bergsteigers) den Diedamskopf (2.090m) hochgestiegen. Ich wollte dort übernachten und den Sonnenaufgang miterleben.
Ausgerüstet mit genug Proviant, Stirnlampe, Thermoklamotten(!) und Schlafsack habe ich mich auf den Weg gemacht. Es kamen mir einige Bergsteiger entgegen, die mich komisch ansahen. Das war mir ziemich egal, weil ich wusste, was mich am Morgen erwartet.
Mit der Zeit wurde es so dunkel, dass ich meine Stirnlampe aufsetzten musste. Nebenbei habe ich meine Jacke angezogen, weil es echt bitterkalt wurde. Nach wenigen Minuten war es stockfinster, mir war schon etwas mulmig. Hier und da raschelte mal eine Maus (der Rest der Bergbewohner wird schon im Unterholz gepennt haben) oder es knackte im Wald nebenan ein Zweig.
Zwischendurch habe ich gebetet und musste einfach mal stehen bleiben. Ich habe mich Richtung Tal gedreht und mir den kühlen Wind um die Nase wehen lassen. Dieser Duft - etwas weiter unten duftete es nach Heu und Kühen, weiter oben nach frischen, saftigen Wiesen und frischer Luft. Die Bäume rauschten, neben mir raschelte etwas, die Grillen zirpten und dann blickte ich in diesen wahnsinns Sternenhimmel - fantastisch! Ich wusste gar nicht, dass es soo viele Sterne gibt. Es kam mir vor, als säße ich im Planetarium: Eine riesen Masse von großen und kleinen Himmelskörpern, ne Milchstraße (gibt es eigentlich mehrere?) und vereinzelt Sternschnuppen. ALLEIN AUF EINEM BERG EBEN. Einfach genial! Das kann ich nur jedem empfehlen. Schnappt euch den nächsten Bergführer und dann geht's los.
Nach unzähligen Serpentinen, schmalen Pfaden und gut "ausgebauten" Wegen kam ich an meinem Ziel Nr. 1 an: Die Berghütte. Es brannte noch Licht, deshalb ging ich einfach mal rein. Der dicke Wirt (er sah aus, als wäre er beim Bauernstadl von SuperRTL ausgebüchst: kariertes Hemd, Lederhose, graugrüne Kniestrümpfe, kurze graue Haare und einen dichten graumellierten ZwirbelOLiBa) begrüßte mich verwundert und übermüdet, aber dennoch herzlich. Er gab mir ein Bier und einen Jagertee und fragte mich, was ich denn vorhabe. Ich erzählte ihm, warum ich überhaupt in Österreich bin und warum ich jetzt bei ihm in der Hütte sitze.
"Un wo moagsta schloafn?" Nachdem ich ihm sagte, dass ich vor hatte draußen zu übernachten, hat er mir einen Platz in der "Stuben" für umsonst angeboten. :-)
Auch noch für null und nichts einen warmen Schlafplatz! Danke, Vater!!
Nach wenigen Stunden, d.h. um 3h ging mein Handywecker. Ich packte meine Prötteln und machte mich auf den Weg zum Gipfel. Das Gras war richtig nass vom Tau, in der Dämmerung sah ich sogar Gämsen (schmecken die wohl?), die genüsslich ihr Fühstück zerkauten.
Etwa 45min später war ich schon oben. Es dämmerte immernoch. Diesig war's auch. Ich setzte mich auf einen Felsbrocken und machte Brotzeit. Mein labberiges Käsebrot und der lauwarme Kaffee gaben mir an dem Morgen den Rest - aber wenigstens etwas! Nach 10min rollte ich meinen Schlafsack aus und mummelte mich ein, weil mit der Geduld auch meine wohlige Körpertemperatur schwand.
Es war ein total krasses Gefühl, zu wissen: "Ich bin jetzt oben, ich bin am Ziel, gleich kommt die Sonne." Das eigenartige dabei war, dass der Nebel und die Wolken nicht in Traum daran dachten, sich zu verziehen. Ich suchte den ganzen Horizont ab, keine Sonne, kein Sonnenaufgang! Ich habe mich total geärgert. Warum haben die mir gesagt, dass es heute schön wird? Die lassen mich hier hochstiefeln und jetzt? Die haben doch nicht mehr alle Tassen im Schrank!!
Wenn in dem Nebel wenigestens ein blasser, leuchtender Fleck hinter einem Kamm hervorkommen würde. Die Sonne - umsäumt von einem hellen gelb und einem hellen rosa!
Aber nein, es blieb diesig. Dennoch blieb ich und wartete ab. "Vielleicht kommt ein Murmeltier vorbei und bemitleidet mich..." Ich hielt es auf meinem Fels echt lange aus. Aß, trank und betete, bis die ersten Wanderer kamen...
Das war mein Diedamskopf-Ausflug. Ich bin ziemlich enttäuscht, wenn ich ehrlich bin. Abends sah alles noch so gut aus: Sternenklare Nacht, warme Schlafstätte für lau, Jagertee. :-)
Ich habe mir schon bei dem Aufstieg alles ausgemalt: Ich sitze irgendwo in der Wiese, habe nasse Hände, weil ich mich auf der Wiese abstütze. Ich frühstücke und es wird langsam immer heller. Plötzlich kommt die Sonne hinter einem Bergkamm vor mir hervor. Die Felswände, der wesentlich höheren Berge hinter mir leuchten nach ein paar Minuten schon feuerrot. Tautropfen blinken in der Sonne usw. Schön war's in Gedanken.
Aber ich möchte nicht meckern! Wie gesagt, der Aufstieg war auch schön.

Bis zum nächsten Logbucheintrag,
Gott sei mit euch und auf euren Wegen!"

6 Kommentare:

J. Clemens hat gesagt…

Schön!!!!

:-)

grüße
*W.m

Anonym hat gesagt…

im ersten teil hab ich Dich beneidet. aber vielleicht doch gut, dass ich liegen geblieben bin ...

sonnenuntergänge sind auch schön. und sternenhimmel gibts auch hier ...

wie unromantisch von mir ;-)

[h.p.s.] hat gesagt…

hehe!
natürlich gibt es auch hier n schönen sternenhimmel, aber der inne berge übertrifft echt alles!!

[h.p.s.] hat gesagt…

ach ja...
@ march: netter link! :-)

Anonym hat gesagt…

Ich muss sagen eine tolle beschreibung. Wandere auch gerne kann vieles nachvollziehen. Alleine in den Bergen ist manchmal echt super. Gottes Natur so nahe.

Dein Block hat sich in letzter Zeit sehr veraendert :-)

Gottes Segen und weiterhin viel Mut und Neugierde.

Der grosse Nick :-)

[h.p.s.] hat gesagt…

OH, der große NICK!!!
sei gegrüßt! schön, dich hier anzutreffen! :-)

Grüße und Segen ausm Sauerland!