20. September 2007

Tagebucheintrag eines Meerfreaks

„Gestern habe ich beschlossen einen Segeltörn zu starten. Die Sonne brannte vom Himmel und der Wind zerzauste mir ordentlich die Haare. Das war das optimale Wetter zum Segeln!
Da ich leider nicht so bewandert in der Welt des Segelns bin, habe ich mir Skipper und so'n Helferlein gleich dazu gemietet. „Scheiß auf ´s Geld, ich hab’ Urlaub!!“, dachte ich mir. Einmal kann man sich ja auch mal was Größeres gönnen.
Wir trafen uns um 11Uhr am Hafen. Nachdem Helferlein mir einen kurzen Fachvortrag gehalten und mir gezeigt hat, was ich im Ernstfall tun muss, fuhren wir endlich los.
Helferlein schmiss den Motor an und im Nu schipperten wir raus auf ´s offene Meer.
Keine 10min vergingen, da wurden auch schon die Segel gesetzt. War klar, dass ich mithelfen musste. Machte ja auch Spaß.
Die Segel waren draußen, der Skipper hatte das Ruder in der Hand, endlich konnte ich mich an die Reling setzen und die Seele baumeln lassen. Helferlein passte auf, dass ich nicht ins Wasser falle :-)
Es war ein super schönes Feeling! Ich lehnte mich über die Reling und ließ die Beine Richtung Wasser baumeln.
Das Wasser knallte Gegen das Boot. *platsch-platsch-glucks-platsch* Der Schaum, der sich dabei entwickelte, wurde wieder ratzfatz weggespült. Eine einzelne Möwe zog ihre Kreise und kreischte. Von jetzt auf gleich stürzte sie sich ins Wasser, sie hat dort wohl was Essbaren schwimmen sehen. Als sie wieder hoch kam, saß sie auf dem Wasser, schaute sich rückartig um und ließ sich von den Wellen treiben. Ich glaube, sie hat in dem Moment genau wie ich, die Sonne genossen...Dann und wann knallten die Segel *flack-flack-flack*
Der Skipper hatte das Boot unter Kontrolle und Helferlein mich, wie es schien. Er hat immer mal wieder um die Ecke geschaut, um sich zu vergewissern, dass ich nicht über Bord gegangen bin. Eigentlich ein sehr beruhigendes Gefühl...
Ich schloss nach wenigen Momenten die Augen, legte den Kopf in meine verschränkten Arme und hörte den Geräuschen weiter zu *platsch-platsch-glucks-flack-flack-platsch-platsch-glucks* Ich genoss die warmen Strahlen der Sonne, den Wind, der mir die Haare noch mehr zerzauste und den Geruch des Meeres: salzig und etwas nach Tang und Fisch riechend. Wenn man das liest, mag es sich vielleicht etwas ekelig und schmuddelig anhören. Man stellt sich vermutlich den Geruch von einem Eimer Fische und den fauligen Geruch von nassem Seegras am Strand vor, aber das ist total falsch! Das Meer hat einen eigenen Duft. Es riecht gut und wenn man nicht gerade in Seenot ist, beruhigt dieser einzigartige Duft. Schön...
Gekreische von einem Pulk Möwen ließ mich etwas aufschrecken. Ich schaute mich verwirrt um und habe mich gefragt, wo die denn jetzt alle herkamen. Ich bemerkte, dass Helferlein wieder um die Ecke lugte. Er grinste und deutete mit seinem Kinn auf das Wasser direkt unter mir. „Ach so!“ Unter mir tummelten sich einige Fische. "Aber wieso? Wir fah...Nee, wir stehen.“ Ich hatte gar nichts davon mitbekommen. Ich schaute auf die Uhr und erschrak. Wir hatten schon 14:42Uhr! Ich muss wohl kurz eingeschlafen sein.
Nun ja, wir hatten Windstille. Das war für den Skipper ein Grund auch mal Pause zu machen. Er setzte sich auf sein Kapitänshäuschen und aß sein Wurstbrot.
WURSTBROT!!! Ich hatte vergessen mir Proviant einzupacken. Na toll! Jetzt, wo ich das Brot sah, bekam ich auch Hunger. Ich spürte plötzlich wie sich mein Magen zusammenzog und knurrte.
Ich legte meinen Kopf wieder auf meine Arme und versuchte mich abzulenken und über irgendetwas nachzudenken. Ich dachte an das letzte Freundestreffen, bevor ich hierher flog... „Vor zwei Wochen da waren wir mal wieder bei Wurstbrot und haben Kaffee getrunken und Wurstbrot gegessen. Kurz nachdem Wurstbrot kam, klingelten dann auch noch Wurstbrot und seine neue Freundin Wurstbrot – schönes Pärchen! Wurstbrot hatte sogar seinen Boxer „Wurstbrot“ mit. Schönes Tier... Mensch, jetzt reicht ´s aber!!!“
Nach diesen wirrschen Gedanken, tippte mir einer auf die Schulter. „Skipper oder Helferlein?“
Ich drehte mich und es war Helferlein, der mir ein WURSTBROT unter die Nase hielt. Dabei sagte er sowas wie: „Mit den besten Grüßen vom Skipper!“ (Natürlich auf italienisch) Ich schaute an Helferlein vorbei in Richtung Skipper, der mir zunickte und lächelte, dann nahm er wieder einen großen Bissen und schaute in die Ferne.
Ich sah wieder Helferlein an, der natürlich auch lächelte (die sind da so, ich glaube, die müssen von morgens bis abends freundlich gucken!), ich bedankte mich kurz und da hatte ich auch schon den ersten Bissen im Mund. Helferlein erzählte mir noch schnell, dass er das Brot selbst gebacken hat. Ich konnte ja nun, mit vollem Mund, nicht so fix antworten. Ich hielt also nur einen Daumen hoch, was ja wohl alles sagte. „Für so ´n Bootsjungen kann der aber gut backen!“ Helferlein: „Buon appetito!!“
Als ich mein Brot verputzt habe, lehnte ich mich wieder über die Reling – Nein! Ich musste mich nicht übergeben! Ich wollte, dass mich dieses tolle Feeling wieder einholt.
Schön! Da war es wieder: Sonne/ Wärme, Wasser/ Geplätscher/ Seeluft, die knallenden Segel und diese Ruhe ganz tief in mir. (Ich muss ich mal um nichts kümmern (der Käp´ten passte auf das Boot auf, Helferlein auf mich, s.o.), noch nicht mal um die Verpflegung musste ich mich kümmern! Höhö...)
Ich muss gestehen, ich verliebte mich in die Situation und in das dazugehörige Gefühl! Die Wärme, der Duft, die Brise, die Geräusche...Das war so einzigartig. Ich wusste, dass ich das SO in der Art nie wieder erleben werde. Ich wollte nicht, dass es endet.
Dieser Gedanke kam mir das erste mal auch schon auf der Nussschale, da waren wir schon wieder auf dem Rückweg.
Der Motor brummte und surrte. Wir fuhren mit angeschmissenem Motor etwas schneller, als mit gesetzten Segeln. Windstill war es nämlich immer noch.
Ich setzte mich irgendwann nach ganz vorne...Bug oder so heißt das doch.
Erst als das Land sichtlich näher kam, wusste ich, dass der Törn bald vorbei war.
Ich machte mir ein paar Gedanken, genoss die letzte Brise auf der See und sonnte mich noch etwas, bis wir wieder im Hafen waren.
An Land unterhielt ich mich noch mit Helferlein. Der Skipper hat noch am Boot rumgefudelt, kam aber auch irgendwann noch dazu.
Mir fielen noch die ein oder andere Frage ein. Ich habe mich u.a. noch für den Törn bedankt und noch mal extra für das leckere Brot.
Wir unterhielten uns bestimmt noch eine halbe bis dreiviertel Stunde. Irgendwie hat das funktioniert. Etwas italienisch, etwas englisch und gut!
Ich versprach den beiden am Ende, dass ich sie auf jeden Fall weiter empfehlen werde. Wir verabschiedeten uns mit Handschlag und gingen alle in Richtung „nach Hause“.
Patsch, ich fasste mir an die Stirn. Ich hatte vergessen sie nach den Namen zu fragen!!
Nach wenigen Metern drehte ich mich um und rief ihnen die Frage zu. Es drehte sich Helferlein um, während der Skipper langsam weiterschlenderte.
Helferlein rief auf italienisch zurück: „Ich bin Gesù und das ist mein Vater!“ Dabei deutete er auf den Skipper, drehte sich wieder um, ohne auf eine Antwort von mir zu warten und holte den Skipper rasch ein.
Ich rief noch eben „Graaaazie!“, ging weiter und dachte über die Worte nach. „Ich bin Gesù und das ist mein Vater! Ich bin Gesù und das ist mein Vater! Gesù und sein Vater. Das sind Vater und Gesù. Ich bin Gesù und das ist mein Vater! Vater und Gesù. Mh...kommt mir bekannt vor.“ ...“

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

... und ich stelle mal wieder erschüttert fest, dass ich immer noch nicht wurstbrot-an-land-haben praktiziere. :-/

[h.p.s.] hat gesagt…

wie meinen?

Anonym hat gesagt…

sehr verehrte frau homeaffairs,

in Ihrer novelle 'tagebucheintrag eines meerfreaks' entdecke ich - gewollt oder ungewollt - diverse anspielungen auf eine thematik, die ich als leben-mit-gott bezeichnen wollen würde.

und wenngleich Sie bildhaft die vorzüge eines tages auf dem meer mit der geborgenheit in christo vergleichen und vor augen malen, bin ich davon überzeugt, dass leben-mit-gott mehr ist, als besondere hoch-zeiten, welche sich, ab und an, zu besonderen anlässen böten.

darob durchfuhr mich eine erschütterung und wiedermalst stellte sich mir die frage, wie ich [um in Ihrem gar trefflichen bilde zu verweilen] das leckere und nahrhafte von gesù gebackene wurstbrot nicht nur zu besonderen anlässen zu mir nehmen könne, sondern dieses noch viel mehr im alltäglichen und profanen leben von ihm gereicht und zur vorzüglichen speise dargeboten bekäme und in empfang zu nehmen bereit wäre.

Ihr in christo ergebendster,

march.

[h.p.s.] hat gesagt…

*ping*
Jetzt verstehe ich, danke!
Ich hatte eigentlich eine etwas andere Intention...
Aber jetzt, wo du's sagst, fällt mir auf, dass es mir nicht anders geht! :-)